Stiftung Warentest hat in seiner aktuellen Ausgabe vom November 2015 vier deutsche Mobilfunkbetreiber auf Herz und Nieren geprüft. Wie sieht es mit der Netzdichte in den Städten und Dörfern, auf der Straße und in der Bahn aus? Und wie wirkt sich der Zusammenschluss von O2 und E-Plus auf die Funkversorgung aus? Um diese Fragen zu beantworten, haben hat das Expertengremium von Stiftung Warentest umfangreiche Messungen durchgeführt. Wir schildern nachfolgend das Ergebnis.
- 1 Sprachqualität bei Telekom, O2 und Vodafone – Wer bietet Anrufe ohne Störungen?
- 2 Rufaufbau – Wie lange dauert der Verbindungsaufbau?
- 3 Beste Mobilfunk Verbindungen in der Bahn
- 4 Ausbau der LTE-Mobilfunknetze: Bestes LTE Netz bei O2, Telekom oder Vodafone
- 5 Zusammenschluss von O2 mit E-Plus
- 6 Testsieger: Telekom, dafür O2 am preiswertesten
- 7 Die besten Mobilfunknetze November 2015 der Stiftung Warentest im Überblick
Sprachqualität bei Telekom, O2 und Vodafone – Wer bietet Anrufe ohne Störungen?
Im Punkt der Sprachqualität liegen Vodafone und die Telekom in etwa ähnlich. Innerhalb der Städte konnte die Telekom knapp vor Vodafone überzeugen. O2 erzeugte die meisten Verbindungsprobleme – vor allem auf dem Land. Auch im Testkriterium Klangqualität konnte das Netz der Telekom überzeugen – hier schnitt O2 im Vergleich am schwächsten ab.
Rufaufbau – Wie lange dauert der Verbindungsaufbau?
Ein Testkriterium ärgerte die Experten: Der Rufaufbau wird immer langsamer. Durchschnittlich dauert der Aufbau der Verbindung zehn bis elf Sekunden. Das ist das Ergebnis des Ausbaus der Funktechnik LTE. Sie ermöglicht zwar eine schnelle Internetverbindung, eignet sich aber zum Telefonieren weniger. Daher schalten moderne LTE-Smartphones vom LTE Netz auf das ältere UMTS- oder GSM-Netz um – und das geht zulasten der Verbindungszeit.
Beste Mobilfunk Verbindungen in der Bahn
Beim Telefonieren in der Bahn konnte kein Mobilfunknetz die Prüfer überzeugen. Denn entweder bricht das Gespräch wegen Störungen ab, die Sprachqualität ist schlecht oder der Anrufversuch scheitert gänzlich. Bei jedem dritten Anruf konnte gar keine Verbindung hergestellt werden. Ursache: Die metallbedampften Scheiben der Eisenbahnwagons – sie schirmen einfach zu gut ab und lassen keine Verbindung zu. Das betrifft übrigens nicht nur die Telefonate, sondern auch den mobilen Internetzugang.
Beim Surfen im Zug konnte keiner der vier Anbieter die Tester überzeugen. Am besten schnitten hier allerdings die Telekom und Vodafone ab. Denn beide Telefónica-Netze patzten beim Versuch, mobilfunkoptimierte Seiten wie Facebook oder den Spiegel aufzurufen. Bei einem Drittel der Versuche kam erst gar keine Verbindung zustande. Auch bei Vodafone und der Telekom versagten 15 bis 25 Prozent aller Aufrufe. Wurden die Seiten dann doch erreicht, so lädt die Webseite bei dem Telekom Netz am schnellsten und bei E-Plus am langsamsten. Eine Alternative wäre WLAN, das die Telekom in einigen Wagons der ICE-Züge zur Verfügung stellt. Die lokale WLAN-Funkverbindung ist für Bahnfahrer, die in der ersten Klasse reisen, kostenlos. Das ist nach Erfahrung der Prüfer vielerorts die beste Gelegenheit, um sich unterwegs von der Bahn aus in ein Netz einzuloggen.
Ausbau der LTE-Mobilfunknetze: Bestes LTE Netz bei O2, Telekom oder Vodafone
Auch wenn LTE das Telefonieren verlangsamt, beschleunigt es doch das Internet und somit das Surfen. Allerdings bewerben die Anbieter der deutschen Mobilfunknetze LTE mit hohen Datenraten, die für den Smartphone User kaum in der Praxis erreichbar sind. Denn über LTE sollen Daten bis zu 300 Megabit pro Sekunde herunterladbar sein. Allerdings spielen für den LTE Handy-Nutzer andere Vorteile eine deutlich wichtigere Rolle: Das überfüllte UMTS-Netz wird entlastet. Kein Wunder also, dass beim LTE Test der Stiftung Warentest 2015 die beiden Netzanbieter am besten abschneiden, die auch beim Netzausbau am weitesten sind: Das beste LTE Netz liefern Telekom und Vodafone.
Zusammenschluss von O2 mit E-Plus
2013 gab der spanische Telefonkonzern Telefónica bekannt, E-Plus übernehmen zu wollen. Dem Konzern gehörte damals bereits das deutsche O2-Netz. E-Plus war seinerzeit ein Tochterunternehmen des Netzbetreibers KPN aus den Niederlanden. Nach einem schwierigen und langandauernden Genehmigungsverfahren erfolgte dann die Fusion mit E-Plus Anfang Oktober 2014. Seitdem gehören E-Plus und O2 Deutschland zur spanischen Telefónica-Gruppe. Und auch wenn beide Netzanbieter zu einem Konzern gehören, betreiben sie von der technischen Seite gesehen zwei separate Netze, die daher auch von Stiftung Warentest getrennt bewertet wurden. Mit Recht, wie die unterschiedlichen Qualitäten belegen. Denn beide Netze werden erst nach und nach zu einem einzigen Mobilfunknetz zusammengeschaltet.
Zunächst einmal wurden von Telefónica die UMTS-Netze freigeschaltet: Der Gewinner ist O2, denn seine Kunden surfen nun innerhalb der Städte mit ähnlichen Geschwindigkeiten wie Vodafone Kunden. Außerdem bietet O2 in Städten oft auch das schnelle LTE-Netz an. Dort, wo für O2 Kunden kein LTE Netz zur Verfügung steht, profitieren dafür die Nutzer vom UMTS-Netz des früheren Konkurrenten E-Plus. Beide Töchter des Konzerns haben dafür das Roaming freigeschaltet. Dadurch können sich O2- und E-Plus Kunden in die UMTS-Funkzellen des jeweils anderen Netzbetreibers einbuchen.
Vor allem O2-Nutzer haben viele Vorteile von dem Zusammenschluss: Sie können nun das deutlich besser ausgebaute UMTS-Netz des ehemaligen Konkurrenten nutzen. Die Prüfer stellten fest, dass rund zwanzig Prozent aller Datenverbindungen der O2-Kunden inzwischen über das E-Plus UMTS-Netz gehen. Umgekehrt sind es lediglich ein Prozent! E-Plus-Kunden hingegen profitieren überhaupt nicht von dem besser verfügbaren O2 LTE-Netz. Denn bislang beschränkt sich das Roamingangebot zwischen den beiden Anbietern alleine auf UMTS. Somit verdankt O2 den dritten Platz im Test dem E-Plus UMTS-Netz.
Testsieger: Telekom, dafür O2 am preiswertesten
Der Test der Experten hat einen ganz klaren Favoriten offenbart: Das beste Mobilfunknetz gibt es bei der Telekom! Allerdings gibt es auch einen großen Minuspunkt: Die guten Netze der Telekom sind ebenfalls wie die des zweitplatzierten Betreibers Vodafone deutlich teurer als E-Plus und O2. Wer hingegen den preiswertesten Handytarif sucht, ist bei O2 am besten aufgehoben. Innerhalb der Städte bietet O2 zudem ebenfalls einen guten Telefondienst an – ebenso wie der Datendienst. Wer also in der Stadt lebt und sparen möchte, wird auch O2 dem Schwesternetz E-Plus bevorzugen. Abzuwarten bleibt, wie der Test ausfallen wird, wenn die spanische Mutter Telefónica ihre Ankündigung in die Tat umsetzt und ihre deutschen Tochtergesellschaften E-Plus und O2 zu einem Netz verschmilzt.
Beim Netzausbau mit der modernen LTE-Netztechnik liegen auch wieder die Telekom und Vodafone deutlich vorne. Gefolgt von O2, nur E-Plus bleibt hinter den Erwartungen zurück. Dafür belegt beim langsameren UMTS-Netz E-Plus den dritten und O2 den letzten Platz. Spitzenreiter sind wieder einmal die teurere Telekom und Vodafone. Im Test war GSM übrigens flächendeckend fast überall in Deutschland verfügbar.
Die besten Mobilfunknetze November 2015 der Stiftung Warentest im Überblick
Platz | Netzbetreiber | Gesamtnote | Internet | Telefonieren |
---|---|---|---|---|
1 | Telekom | GUT (2.3) | gut (2.2) | gut (2.4) |
2 | Vodafone | GUT (2.5) | gut (2.5) | gut (2.5) |
3 | O2 | BEFRIEDIGEND (2.9) | befriedigend (2.9) | befriedigend (2.8) |
4 | E-Plus | BEFRIEDIGEND (3.1) | befriedigend (3.3) | befriedigend (2.7) |